Gebrauchsfähigkeitsprüfung an Gasleitungen korrekt durchführen
Die Gebrauchsfähigkeitsprüfung ist Bestandteil der Technischen Regel für Gasinstallationen (TRGI 2018) die vom annerkannten Deutschen Verein des Gas- und Wasserfaches e.V. (DVGW) als Vorschrift für das Gasfachhandwerk regelmäßig erneuert und veröffentlicht wird.
Im Detail gibt die TRGI Regeln für die Planung, Erstellung, Änderung und den Betrieb von Gasinstallationen (Flüssiggas ausgenommen) mit einem Betriebsdruck bis 0,1 Mpa in Gebäuden und auf Grundstücken vor.
Die TRGI 2018 beinhaltet unteranderem die Prüfung auf Dichtheit der Anlage. Man unterscheidet darin zwischen den folgenden drei Dichtiheitsprüfungen:
Praxis-Fibel: Dichtheitsprüfungen an Gas- und Wasserleitungen
Belastungsprüfung (Vorprüfung) bzw. Druckprüfung
Die Belastungsprüfung ist eine Druckprüfung, um die Gasleitung zu testen. Sie wird an neu installierten Gasleitungen durchgeführt, bevor diese verputzt oder verdeckt werden. Hierbei wird die Belastung der Rohre, nicht die Dichtheit geprüft.
Die Belastungsprüfung wird vor der Dichtheitsprüfung durchgeführt und erstreckt sich alleine auf die Leitung (ohne Amaturen etc.)
Dichtheitsprüfung (Hauptprüfung)
Die Dichtheitsprüfung ermöglicht das Sichtbarmachen von feinsten Undichtigkeiten in der Gasleitung.
Sie ist nach einer baulichen Veränderung, bzw. nach der Belastungsprüfung durchzuführen. Die Dichtheitsprüfung erstreckt sich auf Leitungsanlagen einschließlich Armaturen, jedoch ohne Regler- und Sicherheitsarmaturen.
Gebrauchsfähigkeitsprüfung bzw. Leckmengenmessung
Im Betrieb befindliche oder stillgelegte Niederdruckleitungen (Betriebsdrücke bis 100 mbar) werden bei Verdacht auf Lecks, auf Kundenwunsch, bei Wiederinbetriebnahme und in regelmäßigem Prüfintervall auf ihre Gebrauchsfähigkeit geprüft.
Bei der Prüfung wird die Gasleitung unter Betriebsbedingungen geprüft. Es wird ermittelt ob Gas entweicht und wenn ja, wie viel Gas entweicht.
Wann muss eine Gebrauchsfähigkeitsprüfung durchgeführt werden?
- Bei Wiederinbetriebnahme einer Gasinstallation
- In Betrieb befindliche Anlagen in vermieteten Wohnungen müssen mind. alle 12 Jahre auf ihre Gebrauchsfähigkeitsprüfung kontrolliert werden. Der Eigentümer der Wohnung ist für die Durchführung verantwortlich und kann im Schadensfall haftbar gemacht werden.
Empfehlung Testo: Der rechtliche Zyklus der Gebrauchsfähigkeitsprüfung ist sehr lange gewählt. Beispielsweise sorgen Schwerlasttransporte für erhebliche Erschütterungen bei Häusern und Leitungen die direkt an der Straße liegen. In der Praxis hat sich deshalb ein 5-jähriger Prüfintervall - spätestens aber beim Zählerwechsel – etabliert. Erinnern Sie Ihre Kunden regelmäßig an die fällige Gebrauchsfähigkeitsprüfung, an deren Haftbarkeit und an die Risiken einer defekten Gasleitung.
Wann gilt eine Gasleitung als Gebrauchsfähig?
In der TRGI befindet sich eine Abstufung der Gebrauchsfähigkeitsprüfung von Gasleitungen, je nachdem wieviel Gas entweicht. Deshalb wird die Gebrauchsfähigkeitsprüfung oft auch als Leckmengenmessung bezeichnet.
Leckmenge
| Einstufung |
< 1 l/h | gebrauchsfähig |
≥ 1 l/h bis < 5 l/h | eingeschränkt gebrauchsfähig* |
≥ 5 l/h | nicht gebrauchsfähig |
*Leitungen abdichten und erneuern. Innerhalb von vier Wochen erneut prüfen. Hinweis: Bei Gasgeruch gelten diese Kriterien nicht. Die Gasleitung ist sofort stillzulegen.
Anforderungen an eine Gebrauchsfähigkeitsprüfung.
- Im Anhang 4 der TRGI (www.trgi.de) finden sich Hinweise zum rechnerischen oder grafischen Verfahren.
- Im Arbeitsblatt G 600 der DVGW (www.dvgw.de) wird auf die G 5952 (früher VP 952) verwiesen. Diese beinhaltet Anweisungen zum Prüfverfahren und Mindestanforderungen an tragbare elektrische Messgeräte zur Messung und Bestimmung der Gasleckmenge.
Welche Prüfverfahren zur Bestimmung der Gebrauchsfähigkeit sind möglich?
A: Rechnerische oder grafische Verfahren: Die Leckmenge wird aus Druckabfall und Leitungsvolumen abgelesen. Hierzu wird ein U-Rohr oder eine Wassersäule als Hilfsmittel verwendet. Die Prüfung erfolgt nur mit Luft: d.h. die Gasanlage muss außer Betrieb genommen und das Gas abgelassen werden!
B: Mit Hilfe von Leckmengenmessgeräten. Um gemäß TRGI 2018 messen zu können, müssen Leckmengenmessgeräte nach G5952 zertifiziert sein. Es wird unterschieden in zwei verschiedene Geräte-Klassen.
- Klasse D = Druckabfallmessgeräte -> die Leckmenge wird berechnet.
Vorschrift: Das Leitungsvolumen muss durch das Messgerät bestimmt werden. Grund dafür ist, dass der Druckabfall entsprechend dem Volumen in Leckrate umgerechnet werden muss. - Klasse L = Leckmengenmessgeräte -> die Leckmenge wird gemessen.
Vorteil: Die Messung ist Volumenunabhängig, da die Leckrate direkt mittels Durchflusssensor gemessen wird.
Gebrauchsfähigkeitsprüfung an Gastinstallationen
Prüfdruck | Betriebsdruck < 30 hpa = Referenzdruck (23 mbar) Betriebsdruck > 30 hpa = Betriebsdruck |
Prüfzeit | abhängig vom Leitungsvolumen |
Stabilisierungszeit | abhängig vom Leitungsvolumen |
Prüfmedium | systemeigenes Gas |
Prüfdauer und Anpassungszeit nach G5952
Leitungs- volumen | Anpassungs- zeit | Prüfdauer |
< 100 ltr | 10 min | 5 min |
< 200 ltr | 30 min | 10 min |
< 300 ltr | 60 min | 15 min |
< 400 ltr | 120 min | 20 min |
< 500 ltr | 240 min | 25 min |
Praxis-Fibel: Dichtheitsprüfungen an Gas- und Wasserleitungen
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Praktische Hinweise, Tipps und Tricks - herunterladen
Vorteile bei der Gebrauchsfähigkeitsprüfung mit einem Messgerät der Klasse L
Das Leitungsvolumen wird mit Hilfe des Durchflusssensors gemessen (nicht berechnet):
- Angaben (aus evtl. veralteten Plänen) über das Rohrvolumen zur Berechnung der Leckmenge sind nicht nötig.
- Die Messwerte sind Reproduzierbar
- Die Stabilisierungszeit und die Prüfdauer werden anhand der gemessenen Durchflussmenge automatisch bestimmt
-> Fehlerminimierung bei der Berechnung von Hand der Durchflussmenge und der Bestimmung der Stabilisierungszeit und Prüfdauer.
Vorteile einer Einspeisevorrichtung bei der Leckmengenmessung
Die Einspeisevorrichtung besteht aus einer Gasblase und einem Proportionalventil. Die Einspeisevorrichtung ermöglicht somit, dass das Leckmengenmessgerät an jeder Stelle der Anlage genutzt werden kann.
Bei Messungen mit der Einspeisevorrichtung muss der Zähler nicht ausgebaut werden. Die Einspeisevorrichtung dient dem Nachschub des Prüfmediums (Gas oder Luft). Und ermöglicht hierdurch eine gasnetzunabhängige Durchflussprüfung. Diese hat den Vorteil, dass Druckschwankungen wie sie in Leitungen vorkommen können, vermieden werden.
Durch das Einspeisen von Gas als Prüfmedium entsteht keine Temperaturveränderung. Dadurch ist kein Umrechnen von Leckmenge Luft nach Leckmenge Gas erforderlich. Zudem muss nach der Messung die Anlage weder entlüftet, noch von Gas befreit werden.
Lernvideos: Theorie & Praxis für Messungen an Gas- und Wasserinstallationen
Die neue, fünfteilige Video-Serie „Theorie & Praxis für Messungen an Gas- und Wasserinstallationen“ im E-Learning Programm der Testo Akademie mit Installateur- und Heizungsbauermeister Marcel von Zons.
Durchführung einer Gebrauchsfähigkeitsprüfung mit dem testo 324
Gasleitung prüfen: Kundendiensttechniker Frank Schädlich von dem Unternehmen Baral Bad & Heizung GmbH führt mit dem Druck- und Leckmengenmessgerät testo 324 eine Gebrauchsfähigkeitsprüfung durch.
Das Leckemengenmessgerät testo 324
- Messung nach Norm TRGI 2018 - Gerichtsfest
- Messgerät der Klasse L: Leitungsvolumen wird berechnet
- Sehr leichte Bedienung dank Schritt-für-Schritt Führung inkl. Info-Button der alle Normen und Richtlinien erklärt
- Drei unterschiedliche Sets inkl. Anschlussskizzen je Anwendung und Verwaltungs- und Dokumentationssoftware testo easyheat